Navigation  

Big in Japan

Reise nach Tokio und Osaka

Druckversion als PDF-Dokument (2,6 MB)

Prolog

Nicht erst seit dem gleichnamigen Lied von Alphaville wissen die meisten Leute, dass Japaner durchschnittlich deutlich kürzer sind als Europäer. Was liegt da also näher, als dass ich mich dort mal nach einer Freundin für mich umsehe? Unsere Reisegruppe.
Eigentlich ein typisches Bild der Reisenden.
Dort müsste die Auswahl ja größer (bzw. kleiner) sein …

Natürlich war das nicht der Grund, weshalb ich mich nach Japan aufgemacht hatte. Eigentlich kommen für so eine Entscheidung nur zwei Auslöser in Frage:

  1. Man war schon mal dort oder kennt sich ein wenig aus, so dass man weiß, dass es sich lohnt, das Inselreich zu besuchen. So ging es zumindest einem Teil meiner Mitfahrer – in diesem Fall Sigrid, Michael I.[1][1] Das ist der mit dem Fotoapparat vorm Gesicht.) und Kai (Michael III.).
  2. Man weiß gar nichts über Japan und findet, es wird dringend Zeit, dies zu ändern. So erging es Michael II.[2][2] Das ist der mit dem Fotoapparat vorm Gesicht, den er wie eine Filmkamera benutzt (24 Bilder pro Sekunde). und mir (Michael IV.). Nur Sigrid wollte nicht Michaela genannt werden.[3][3] Sowohl Kai als auch ich heißen mit zweitem Vornamen Michael, Sigrid (noch) nicht.

Für die Reise ins Land des Lächelns hatten wir uns bis an die Zähne bewaffnet, schließlich wollten wir die Japaner in dem Bereich schlagen, wo es sie am empfindlichsten treffen würde, im Fotografieren. So machten sich fünf Leute, drei digitale Spiegelreflexkameras und zwei Knipskästen auf den Weg, den Fotografen aus dem Osten das Fürchten zu Lehren. Und das haben wir auch! Die Schätzungen über die Anzahl der Bilder, die wir dort machen würden, variierten schon im Vorfeld zwischen 12.000 und 20.000, mussten aber schon bald nach oben korrigiert werden. Insgesamt waren es in den zwei Wochen, die ich mit von der Partie war, ca. 23.000 Aufnahmen.

Am Tag vor unserer Abreise fiel mir noch ein alter Schlager von Nina Hagen in die Hände:

Hoch stand der Sanddorn am Strand von Hiddensee
Micha, mein Micha, und alles tat so weh
Die Kaninchen scheu schauten aus dem Bau
So laut entlud sich mein Leid ins Himmelblau
So böse stapfte mein nackter Fuß den Sand
Und schlug ich von meiner Schulter deine Hand
Micha, mein Micha, und alles tat so weh
Tu das noch einmal, Micha und ich geh
Du hast den Farbfilm vergessen, mein Michael …

20.10. (Samstag)

Michael B. nahm den Schlager relativ wörtlich und stellte schon am Hauptbahnhof fest, dass er seine Kreditkarte vergessen hatte, was besonders gut arrangiert war, da auch Sigrid seine Karte nutzen wollte und ihm vorher dafür Geld überwiesen hatte. Per Handy lud Michael seinen Vater ein, die Karte zum Flughafen zu bringen, kam dann aber selber auf die glorreiche Idee, die S-Bahn für einen persönlichen Abstecher in seine Wohnung zu verlassen und die Karte eigenhändig zu holen. Das Ergebnis dieser Aktion war, dass Michaels Vater mit der Kreditkarte am Flughafen auftauchte, sein Sohn aber vorerst verschollen blieb. Egal, Hauptsache Kamera und Kreditkarte waren da.

Michael hatte allerdings genügend Zeit zum Aufholen, da es an diesem Tag einen großen Computerausfall am Flughafen gegeben hatte. Das Resultat waren eine riesige Schlange bei der Abfertigung, die sich durch die ganze Halle zog, und der Ausfall des Gepäckförderbandes. Schuld daran war natürlich ich, weil bei mir ja immer jede Menge schief läuft, wenn ich fliegen möchte. Als wir endlich unsere Bordkarten hatten, sollte sich das Flugzeug eigentlich schon auf der Startbahn befinden. Glücklicherweise war der Abflug um eine halbe Stunde verschoben worden, aber dafür hielten wir noch immer unsere Koffer in den Händen. Nun gab es zwei Möglichkeiten: Wir stellen das Gepäck hinter den Tresen von Lufthansa und erreichen Osaka nach Plan allerdings ohne Koffer, oder wir sorgen für eine ordnungsgemäße Abwicklung vor Ort, so dass weder unser Gepäck noch wir pünktlich in Japan ankommen. Wir entschieden uns für die erste Alternative, packten noch schnell die wichtigsten Dinge ins Handgepäck, bestiegen das Flugzeug und landeten mit einer guten Stunde Verspätung in Frankfurt. Dort eilten wir durch die Gänge und huschten noch gerade so vor Torschluss in die Maschine 'gen Osten.

21.10. (Sonntag)

Als wir in Osaka ankamen, ließ uns unser Gepäck schöne Grüße ausrichten und bat um Entschuldigung, dass es sich verspäten würde. Immerhin wurden wir gleich an der Gangway raus gewunken und darauf aufmerksam gemacht, wo wir unser vermisstes Gepäck angeben sollen. Dort wurden wir freundlich behandelt und erfuhren, dass die Koffer am folgenden Tag eintreffen würden. Die anderen waren erst noch ein wenig unsicher, ob wir unser Gepäck selber abholen müssten, aber für mich war ganz klar, dass es nicht unser Problem sei, wie die Koffer ins Hotel kämen. Tatsächlich war es das auch nicht, da sie einen Tag später während unserer Abwesenheit aufs Zimmer geliefert wurden.

Japan, wir sind da! Endlich waren wir im Land der aufgehenden Sonne auf dem untergehenden Flughafen. Tatsächlich ist der Flughafen, den wir als erstes erkundeten, auf dem Wasser erbaut Japanischer U-Bahn-Plan und Ticket-Automat.
Japanischer U-Bahn-Plan und Ticket-Automat.
und sinkt (wie Venedig) langsam ab, weil sich ein paar Experten in Bezug auf die Stabilität des Untergrundes geirrt haben, oder doch nicht? Es ist zwar ein wenig umstritten, ob er nun stabil ist, aber wenn wir mit der Klimaerwärmung den Meeresspiegel weiter anheben, dann sollte das auch egal sein.

Anschließend ging es zum Hotel. Auf den ersten Blick schien das Bahn-System von Osaka sehr chaotisch, aber dieser Eindruck relativierte sich schnell wieder. Ein Teil der Unübersichtlichkeit kam schlicht dadurch zustande, dass ich die Kanji (japanische Schriftzeichen) nun mal nicht lesen und nur schwer merken kann. Das ist auch nicht erstaunlich bei der Anzahl von zusammenhanglosen Strichen, die sie für mich darstellten. Glücklicherweise gab es auch eine Menge lateinischer Buchstaben, denen man prima folgen konnte, sobald man diese aus dem Getümmel der einprasselnden nichtssagenden Zeichen herauszufiltern verstand. Dann fand sich der richtige Weg durch die unterirdischen Gänge nicht viel schwerer als in einer deutschen Großstadt, mal abgesehen davon, dass deutsche Großstädte im Vergleich zu japanischen eher wie große Dörfer anmuten.

Danach folgte noch ein wenig Besichtigung rund um das Castle von Osaka, wobei wir das Programm aufgrund unserer Müdigkeit eher kurz hielten. Bahnhof von Kyoto.
Bahnhof von Kyoto.
Eigentlich wollten wir noch ein paar Nachtbilder schießen, aber unsere Stative schlummerten ja noch im Flugzeug.

22.10. (Montag)

Heute ging es nach Kyoto, wo wir als erstes den Bahnhof besichtigten. Er bekräftigte meinen Eindruck, dass in Japan alles etwas größer ist. Wir lichteten ihn von allen Seiten ab, wobei es manchmal so erschien, als wäre das Fotografieren der Hauptgrund, aus dem wir die Reise angetreten hatten. So machten wir uns gerne gegenseitig auf interessante Motive aufmerksam, und nicht wenige davon verschwanden nicht nur in einer Kamera. Trotzdem sahen die Bilder oft auch erfreulich unterschiedlich im Ergebnis aus.

Weiter ging es zum Jidai-Matsuri, einem festlichen Umzug, der jährlich am 22. Oktober dort gefeiert wird. Dabei wird an den Umzug der kaiserlichen Hauptstadt nach Kyoto im Jahre 794 erinnert, obwohl er erst gefeiert wird, seitdem die Hauptstadt nach Tokio weiter gewandert ist. Jidai-Matsuri-Umzug in Kyoto.
Jidai-Matsuri-Umzug in Kyoto.
Zur Erinnerung an die vergangenen Zeiten tragen die Teilnehmer der Prozession Kostüme aus verschiedenen Epochen der Geschichte Kyotos. Sigrid hatte Glück, dass die dem Umzug beiwohnen durfte, da dies bis zum Ende des zweiten Weltkriegs für Frauen verboten war.

Anschließend fuhren wir noch zum Sonnenuntergang zum goldenen Tempel (Kinkakuji), der seinem Namen alle Ehre machte und fröhlich in der untergehenden Sonne glänzte. Der ursprüngliche Tempel stammt aus dem Jahr 1397, während das jetzige Gebäude erst 1955 nach einem Feuer wieder aufgebaut wurde.

23.10. (Dienstag)

Heute wollten wir mal ein wenig sportlich aktiv werden und setzten zu einer Wanderung auf den Daimonji an. Einerseits sollte der Pfad, dessen Beschreibung wir auf einer privaten Internetseite gefunden hatten, durch malerische Wälder führen, andererseits sollte die Aussicht von oben wirklich sehr schön sein. Die Wegbeschreibung klang auf den ersten Blick in der Umsetzung ein wenig fragwürdig, aber nachdem wir erkannt hatten, dass der "Convenient Store" das winzige Kiosk mit ungefähr fünf verschiedenen Artikeln beschrieb, klappte der Weg überraschend gut. Bei der Wanderung, die übrigens wirklich durch sehr schöne Gebiete führte, trennte sich das erste Mal die Spreu vom Weizen: Während die einen gemütlich hinterher juckelten, wanderten Michael B. und ich schon mal vor. Michael hatte sich aber auch dadurch gedopt, dass er in diesem Jahr mit dem Rauchen aufgehört hatte. Kein Wunder, dass plötzlich seine sportliche Leistungsfähigkeit neue Rekorde erklomm. Michael K. machte stattdessen schon beim Emporsteigen schlapp, Sigrid erst auf dem Weg nach unten. Ich lernte dafür auf dieser Wanderung mein erstes Kanji, das Dai. Irgendwie muss man an Wegkreuzungen ja entscheiden können, in welche Richtung man weiter zu gehen hat.

Die versprochene tolle Aussicht versteckte sich hinter dem hier üblichen Smog, so dass wir diese nicht wirklich genießen konnten. Als Ausgleich dafür nutzte Michael B. die Zeit, um seine Kamera gegen eine Holzstange zu hauen, kurz bevor Michael K. sein Objektiv in den Dreck schmiss. Sigrid ließ ihre Kamera sowieso gerne mal fallen und setzte dadurch auch ihr Blitzlicht endgültig matt. Und ich? Die anderen drängten darauf, dass ich doch nun nachziehen müsse. Also warf ich am Abend das Aufladegerät und später sogar mal einen ganzen Objektivdeckel Tempel Kiyomizudera.
Tempel Kiyomizudera.
hinunter. Trotzdem schienen die anderen das nicht so wirklich als gleichwertig anzusehen.

Nach dem Abstieg ging es dann noch zum Tempel Kiyomizudera. Dieser zeichnete sich – wie eigentlich alle Sehenswürdigkeiten – dadurch aus, dass er von Horden von Schulklassen bevölkert war. Überhaupt stellt sich die Frage, ob sich die Jugendlichen in Japan auch irgendwann einmal in der Schule befinden. Meist waren sie unterwegs und versperrten den netten europäischen Touristen die Fotomotive – oder dienten selber als solche.

Abends machten sich Michael K., Sigrid und Kai das erste Mal auf Shoppingtour, der zweite Grund dieser Reise. Die drei verbrachten gerne drei bis vier Stunden damit, einen Bookoff (dort kann man gebrauchte Bücher, CDs, DVDs... zu günstigen Preisen erwerben) zu durchstöbern. Ich hatte allerdings das Gefühl, dass die meiste Zeit dabei mit der Anreise und vor allem dem Suchen des Geschäfts draufging.

24.10. (Mittwoch)

Heute stand der Palast von Kyoto auf dem Speiseplan. Dort wurden wir mit einem mehr oder weniger freundlichen "No way to get Palast von Kyoto.
Palast von Kyoto.
in here without a permission!" (Keine Einlass ohne Genehmigung!) empfangen. Wir hatten eine.[4][4] Ätsch! Hier war einer der Michaels mal wieder äußerst gut informiert gewesen und hatte uns schon ein halbes Jahr vorher über das Internet angemeldet. So durften wir das Gelände doch betreten und bekamen innen drin eine Führung. Leider konnten wir die ganzen Gebäude nur von außen ansehen, aber immerhin. Insgesamt waren wir 120 Personen in der englischsprachigen Gruppe Das bedeutete, man musste schnell sein, um ordentliche Fotos zu ergattern – oder langsam. Wir teilten uns spontan so auf, dass ich als erster mühsam von einem Aufpasser gebremst werden musste, während der Rest als Abschluss von einem anderen Aufpasser vor sich her getrieben wurde. Irgendwie muss man ja Bilder machen, ohne dauernd die ganzen Touristen mit abzulichten. Ich finde sowieso, die sollten verboten werden.

Nachmittags folgten dann noch ein zweiter Palast und ein Steingarten. Steingärten sind eine tolle Erfindung der Japaner. Da ordnet man ein paar Kiesel mehr oder weniger zufällig an, und schwupps hat man eine Attraktion, die die nächsten 7000 Jahre ohne große Wartung übersteht, wenn man sie mit durchsichtigem Kunststoff übergießt. Dann muss man sie höchstens im Herbst mal abpusten. Die Japaner haben die Vorteile aber nicht so geblickt und den Kunststoff vergessen, treiben dafür aber einen großen Aufwand, um die Steingärten in Schuss zu halten. Mir persönlich hat er nicht so gut gefallen, weil mir die Erklärungen zu den dargestellten Motiven gefehlt haben, Michael B. war dagegen enttäuscht, weil man nicht fotografieren durfte.

Abends gab es stets Gedränge am Laptop. Die Speicherkarten der Kameras mussten dringend entladen werden, damit neue Ergüsse darauf Platz haben würden. Außerdem waren wir natürlich neugierig darauf, welche Bilder besonders gut geworden waren, um sie gleich für die Freunde und Verwandten daheim zugänglich zu machen. Immerhin hatten wir in jedem Hotel einen kostenlosen Anschluss ans Internet. Genauso beliebt waren die Steckdosen, damit diverse Ladegeräte ihre Dienst verrichten konnten. Hätten wir nicht eine 3er- und eine 4er-Steckdose samt zugehörigen Adaptern dabei gehabt, dann hätten wir die Kameras bald mit Tretkurbel betreiben müssen.

25.10. (Donnerstag)

Nach dem Ausschlafen - es war immer schwieriger, meine Mitreisenden zur morgendlichen Aktivität zu überreden - gingen wir ein bisschen shoppen, wobei es diesmal nicht um Bücher sondern um Technik ging. Ein japanisches Mädchen schaut dem Bogenschießen in Osaka zu.
Ein japanisches Mädchen schaut dem Bogenschießen in Osaka zu.
Sigrid war auf der Suche nach einer neuen Kamera, blieb allerdings erfolglos, wohingegen Michael B. ein neues Objektiv ergattern konnte, mit dem er endlich auch ein Tele besaß. Einziger Nachteil daran: Es passte nicht mehr in seine Fototasche. Glücklicherweise stellte sich im Hotel heraus, dass das Objektiv in einer praktischen Gürteltasche geliefert worden war. Jetzt musste nur noch ein Gürtel her, und dann wäre der Transport kein Problem mehr.

Technisch verbessert stand dann ein historisches Bogenschießen in Osaka auf dem Programm (Yabusame Contest). Wir waren im Prinzip viel zu früh da, so dass von den Teilnehmern noch keine Spur war, und da wir keine Ahnung hatten, was überhaupt passieren würde, fotografierten wir erstmal die uns umgebenden Tauben, als hätten wir noch nie eine gesehen. Mit der Zeit kristallisierte sich heraus, dass das Schießen selber in einer benachbarten Straße stattfinden würde, wo wir daraufhin Posten bezogen. Immerhin kam Michael K. gut mit den Kampfrichtern ins Gespräch, was ihm sogar einen Fächer einbrachte. Außerdem wussten wir dadurch, wo wir genau stehen mussten.

Die Zeremonie an sich begann mit einer Menge Tamtam, wie es in Japan so üblich ist. Das Schießen selbst stellte sich dann als ein Ritt durch eine Straße heraus, bei dem eine Scheibe aus Balsaholz mit einem Schwert, einem Speer und einem Bogen zertrümmert wurde. Diese wurde im Anschluss sofort von den umstehenden Zuschauern zerpflückt und auseinander gerissen, weil die Holzsplitter daraus finanzielles Glück bringen sollten, wenn sie im Portemonnaie getragen werden.

Abends ging es dann weiter zum Umeda Sky Building, von dem aus sich schöne Bilder der nächtlichen Skyline machen ließen. Für den Sonnenuntergang war es dagegen leider etwas zu bewölkt. Nachtbilder von hohen Gebäuden fanden auch in den nächsten Tagen immer wieder großen Anklang.

26.10. (Freitag)

Diesmal bekam ich meine Begleiter sogar ohne Probleme früh um Sechs aus dem Bett, denn wir hatten Plätze in einem Shinkansen nach Hiroshima reserviert. Bezahlt hatten wir sie durch ein spezielles Bahnticket für Ausländer, Reh mit irrem Blick.
High Noon mit einem Reh: Wer zuerst blinzelt …
mit dem man für ca. 140 € eine Woche lang kreuz und quer durch Japan reisen konnte. Gerade durch die paar langen Strecken hat sich das Ticket sehr gelohnt. Auch hier Dank an Michael K., der gut informiert war, denn das Ticket muss man unbedingt vorher von Deutschland aus bestellen.

Als erstes widmeten wir uns dem angenehmeren Teil dieser geschichtsträchtigen Stadt und setzten mit dem Schiff nach Mijajima über, wo wir den Itsukushima besichtigten. Selbiger ist ein Tempel, der bei Flut im Wasser steht. Außerdem wanderten wir durch die schöne Umgebung und genossen die Rehe, Reh frisst Jacke auf.
… wird aufgefressen.
die dort frei in der Stadt herumlaufen. Rehe gab es prinzipiell in verschiedenen Stimmungen: Hungrig, fotogen, gelangweilt und attackierend. Die Biester können nämlich aufdringlich werden, wenn sie sich Futter von den Touristen erhoffen, ihnen dieses aber verwehrt wird.

Etwas spät traten wir dann den Weg in die Innenstadt und zum Friedenspark an. Besonders Michael B. und ich wollten unbedingt genug Zeit für das dortige Peace Memorial Museum haben, während vor allem Michael K. und Kai der Magen schon in den Kniekehlen hing. Dieses eine Mal setzte sich die "Essen-kann-man-schließlich-auch-noch-in-Deutschland"-Fraktion durch, und wir genossen das Museum zwar nicht, aber nahmen erschütternd zur Kenntnis, was uns durch die Bild-, Text- und Tondokumente mitgeteilt wurde. Das Museum ist wirklich sehr gut und empfehlenswert, insbesondere da es keine Schuldzuweisungen trifft, sondern sich allgemein gegen Atombomben und Kriegsgräuel ausspricht. Ruine der Industrie- und Handelskammer in Hiroshima.
Die durch die Atombombe zerstörte Industrie- und Handelskammer in Hiroshima.
Leider wurde nirgends erwähnt, wie groß die heutige Strahlenbelastung dort noch ist, was mich interessiert hätte.

Später (nach dem Essen) gingen wir dann noch durch den nächtlichen Friedenspark, bevor wir uns nach einem Abstecher zu einem Bookoff auf den Weg nach Osaka machten.

27.10. (Samstag)

Als erstes besuchten wir das Osaka Castle im Regen. Das Castle selbst ist nicht mehr das Original sondern eine Nachbildung, wie eigentlich fast alles in Japan. Fast jedes wichtige Gebäude hier ist ein oder oft sogar mehrere Male komplett abgebrannt und musste dann hinterher erneut aufgebaut werden. Japan scheint eine sehr feuergefährliche Insel zu sein - und das, obwohl sie überall von Wasser umgeben ist, wie übrigens die meisten Inseln dieser Welt.

Nach dem Essen (wir sind ja lernfähig), ging es weiter nach Nara, der ersten Hauptstadt Japans, wo erneut Rehe die Innenstadt bevölkern. An beweglichen Ständen (damit sich die Rehe nicht an die Orte gewöhnen) werden Leckerli verkauft, die die Touristen dann anschließend an die Rehe verfüttern können. Unser Reiseführer berichtete, dass aber auch manchmal Touristen aufgrund von Sprachschwierigkeiten diese "Kekse" selber verspeisen. Wer schaut da wohl blöder, die Touristen oder die Rehe?

Im Park gibt es den Todai-ji-Tempel, der durch seine besonders große Buddha-Statue besticht. Diese soll eine der größten Bronzestatuen der Welt sein, die wir natürlich nicht links liegen lassen konnten. Im hinteren Teil der Halle gibt es eine Öffnung in einem Balken. Die Öffnung symbolisiert das Nasenloch von Buddha, und wer dort hindurch passt, der kann (oder wird?) Erleuchtung erlangen. Aber mal ehrlich: Wer will sich schon durch ein Nasenloch zwängen? Tempel bei Nacht.
Tempel bei Nacht.
Na, ich natürlich, und ich bin auch ohne Probleme hindurch gekommen. Auf die Erleuchtung warte ich allerdings noch, da ich vermute, dass Sonnenbrand nicht dazu gehört.

Sehr schön war der Sonnenuntergang, den wir von einer großen Terrasse aus verfolgen konnten. Er versprach gutes Wetter für den kommenden Tag. Außerdem wurden die Bäume langsam (sehr langsam) bunt. Wir hatten uns doch schon lange darauf gefreut, einen schönen Herbst mit vielen verschiedenen Färbungen hier zu erleben. Leider wurde für mich daraus allerdings nichts mehr.

Auf dem Rückweg ergatterte Michael B. nach langem Suchen endlich einen Gürtel für den Halter seines neuen Objektives. Er kostete zwar 50 €, war dies aber aufgrund seiner guten Verarbeitung aus Leder auch wert. Er konnte ihn schließlich auch in Deutschland noch gut benutzen. Blöd war nur, dass sich später herausstellte, dass der Gürtel zu kurz für Michael war, bzw. dass der Michael zu breit für seinen... Nein, der Gürtel war zu kurz!

28.10.08 (Sonntag)

Das Wetter zeigte sich tatsächlich von seiner strahlenden Seite, und so machten wir uns auf, um Himeji Himeji Castle.
Himeji Castle.
Castle zu besichtigen. Diese Burg ist ist endlich eine, die aus Stein erbaut ist, wie es eigentlich für eine wehrhafte Festung üblich sein sollte. In Japan ist das allerdings eine Besonderheit, weswegen es die landesweit einzige Burg sein soll, die niemals abgebrannt ist (s.o.).[5][5] Oder sind gar drei aus Stein und niemals abgebrannt? Unsere Reisegruppe ist sich da nicht mehr sicher.

Nicht weit vom Castle fand ein Fest statt, auf dem eine Menge internationale Spezialitäten aus unzähligen Ländern angeboten wurden. Uns hätte sehr interessiert, welche aus Deutschland am Start gewesen wären, aber leider gab es keinen deutschen Stand.

Dann ging es weiter nach Okayama, wo wir den prächtig gestalteten Garten Koraku-en besuchten. Dieser gehört zu den drei berühmtesten Gärten Japans, ich hätte ihn eher in die Kategorie der drei schönsten Gärten Japans einsortiert, wobei ich dann die anderen beiden nicht gesehen habe. Er ist also wirklich sehenswert. Nachdem wir ihn ausgiebig erkundet hatten, lagen wir auf der Wiese und betrachteten den Sonnenuntergang und die anwesende japanische Familie.

Während des ganzen Tages versuchte ich, irgendwie an schöne Postkarten zu kommen. Da die Hälfte der Zeit um war, wurde es ja schließlich Zeit, auch mal an die daheim Gebliebenen zu denken, und dieses Denken dann auch in Taten umzusetzen. Es stellte sich dann aber als nicht so einfach heraus, schöne Karten zu ergattern. Verkaufsstände für Postkarten schienen äußerst rar, glänzten dafür aber meist mit einer geringen Auswahl an Karten, die ziemlich erfolgreich um den Titel der hässlichsten Karte der Welt konkurrierten. Schließlich war ich im U-Bahnhof Shin Osaka erfolgreich, wo ich mich ein paar mal hin und her schicken ließ, bevor ich dann in so einer Art Supermarkt fündig wurde.

29.10.08 (Montag)

Nach dem straffen Programm der letzten Tage war ein Teil der Gruppe etwas erschöpft, so dass er sich den Vormittag zum Ausruhen Fisch im Aquarium von Osaka.
Fische …
oder Waschen frei nahm. Ich nutzte die Zeit, um ein wenig auf eigene Faust durch Osaka zu schlendern und ließ mich schließlich vor dem Qualle im Aquarium von Osaka.
… und Quallen …
Castle nieder, wo ich Karten schrieb und Leute beobachtete oder auch umgekehrt.

Nachdem alle (auch die Kleidung) mehr oder weniger erfrischt waren, machten wir uns auf, ein Museum mit alten Farmhäusern zu besuchen. Leider war dies montags geschlossen, so dass wir uns nur gemütlich den umgebenden Park anschauten. Anschließend ging es ins Aquarium von Osaka, das eines der größten der Welt sein soll. Das mag durchaus zutreffen, da es wirklich riesige Becken und viele Fische enthielt, aber es trieb auch Fisch im Aquarium von Osaka.
… schwimmen im Aquarium von Osaka …
die Anzahl der Bilder, die wir insgesamt machten, enorm voran. Es ist nun mal nicht einfach, bei den schlechten Lichtverhältnissen sinnvolle Bilder zu machen. Außerdem führten die langen Belichtungszeiten oft dazu, dass die Fische alleine durch ihre eigene Bewegung unscharf wurden. Welches Wassertier hält schon freiwillig eine halbe Sekunde lang still?[6][6] Mit heutigen Kameras und entsprechend höheren ISO-Werten ist das natürlich leichter.

Als wir wieder aus dem Aquarium kamen, erstarrten wir vor einem unwahrscheinlich kitschig beleuchteten Weihnachtsbaum, der uns Anfang November daran erinnerte, dass es mit Fische im Aquarium von Osaka.
… in Formation.
riesigen Schritten auf das große Fest zu ging.

30.10. (Dienstag)

Die Koffer hatten wir weitestgehend schon am Abend vorher gepackt, da wir uns heute auf den Weg nach Tokio machen wollte. Jetzt stellte sich lediglich die berühmte Gretchen-Frage: Saugen oder nicht-Saugen? Wir entschieden uns für die faule Variante. Anschließend deponierten wir unser Gepäck an der Rezeption und stürzten uns vorerst ins Getümmel.

Als erstes stand erneut das Museum mit den Farmhäusern auf dem Plan (siehe oben). Dabei fiel uns auf, dass doch eine gewisse Ähnlichkeit zu niedersächsischen Bauernhäusern nicht zu leugnen war. Das ist ja auch nicht verwunderlich, da sie ähnlichen Zwecken dienten.

Dann besuchten wir das amerikanische Viertel, in dem junge Japanerinnen die neueste Mode aus Amerika einkaufen. Dabei sahen wir seltsame Kombinationen, zum Beispiel eine blond gefärbte Japanerin und ein Heidi-ähnliches pinkes Kleid, das mit Hotelzimmer.
Platz ist in der kleinsten Hütte.
Hunderten von Erdbeeren besetzt war. Sigrid wollte aber leider nichts anprobieren. Schade, das wäre sicherlich sehr lustig geworden, auch wenn es unsere Bilderanzahl wieder in die Höhe getrieben hätte. Als wir dann abends unser Gepäck vom Hotel holten, überlegten wir, ob wir es nicht erneut als vermisst melden sollten, damit es uns dann nach Tokio nachgeschickt würde. Wir verzichteten aber doch darauf und schleppten die Sachen selber zur Bahn. Wir genossen noch mal in Ruhe den weiten Platz, den uns der Shinkansen bot, bevor wir in Tokio unser Zuhause für die kommende Woche bezogen: ein Zimmer mit insgesamt ca. 15 Quadratmeter! Es war alleine schon durch die fünf Futons auf dem Boden fast vollständig gefüllt. Inbegriffen war eine Garderobe und ein winziger kniehoher Schrank. Da bekommen sogar Studenten Mitleid, und wären wir Tiere gewesen, dann hätte Greenpeace mit irgendeiner Aufsehen erregenden Aktion bessere Lebensbedingungen für uns gefordert.

Erschwerend kam die Nacht hinzu, dass Michael B. unvorsichtigerweise eine Mücke in unser Schlafzimmer eindringen ließ. Wir haben sie zwar nicht gefunden, aber wahrscheinlich lag sie am kommenden Morgen dick und prall in der Ecke und hatte das Festmahl ihres Lebens hinter sich.

31.10. (Mittwoch)

Rushhour, endlich! Lange schon waren mir völlig überfüllte Bahnen angekündigt gewesen, aber heute wurden sie endlich Wirklichkeit. Stellt euch vor, ihr steht nach dem UEFA-Pokal Endspiel zwischen Hannover 96 und dem FC Barcelona (Hannover gewinnt nach Elfmeterschießen 37 zu 36) zusammen mit Millionen von Fans und anderen potentiellen Fahrgästen an der Straßenbahnhaltestelle und wartet auf die Bahn. Endlich fährt eine viel zu kleine Straßenbahn ein, und es ist allen Anwesenden klar, dass es heute Abend keine weitere Möglichkeit zur Abreise mehr geben wird. Möwen auf Ankerkette.
Malerische Möwen auf dem Weg zum Yokohama-Tower (wir, nicht die Möwen).
Das Gedränge, das dann in der Bahn herrschte, würde ich im Vergleich zur japanischen Rushhour als gähnende Leere bezeichnen, denn nachdem die Wagen wirklich voll waren, drängten sich weitere Personen ohne Rücksicht auf Verluste mit dem Rücken voran in die Waggons oder zogen sich an Haltestangen und Türgriffen herein, bis sie mit ihrem Bauchansatz gerade noch in die Tür passten. Ich dachte zu spät daran, mich festzuhalten, und so war es mir nicht mehr möglich, meine herunter hängenden Arme nach oben zu bringen, weil nicht genug Platz dafür war. Andererseits war das auch nicht nötig, weil ein Umfallen sowieso unmöglich war.

Vier Stationen später stürmte die Meute wieder davon, und alles war vorbei, so dass wir den Rest des Weges nach Yokohama wieder atmen konnten. Yokohama ist mit 3,7 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Japans. Sie gehört zum Ballungsraum von Tokio, in dem über 34 Millionen Menschen wohnen. Dort besuchten wir den Minato Mirai 21 (Hafen Zukunft 21), einer Skyline aus ehemaligen Docks, Hafenanlagen und Landgewinnungsprojekten, wo wir nach dem Besuch des Yokohama Archives Of History (ein Museum, das die Besiedelung Japans dokumentiert) den höchsten Wolkenkratzer Japans, den Landmarktower, erklommen - na ja, eigentlich nutzten wir den Aufzug. Das war auch besser so, da Kai aufgrund der anstrengenden Tage und kurzen Nächte beinahe im Gehen einschlief.

01.11. (Donnerstag)

Heute ging es in das Wissenschaftsmuseum von Tokio, wobei "das Wissenschaftsmuseum" wohl nicht der richtige Ausdruck ist, da es derer vier verschiedene in der Stadt gibt. Diesmal stand das "Science Museum, Tokyo" im Kitanomaru-Park auf dem Programm. Leider war es für unseren Geschmack zu kindlich gehalten, und es gab viel zu wenig Informationen in Englisch.

Anschließend machte ich mich mit Michael B. zum Edo-Tokyo-Museum auf, in dem nahezu die gesamte geschichtliche Entwicklung vom kleinen Fischerdorf zur heutigen Weltstadt Tokio aufgezeigt wird. Dies ist eines der Museen, die man nicht verpassen sollte. Essensauslage eines japanischen Restaurants.
Essensauslage eines Restaurants.
Die anderen erholten sich währenddessen beim Shopping vom anstrengenden Vormittag.

Das Essen, was wir in Japan zu uns nahmen, war sehr unterschiedlich. Oft aßen wir Nudeln oder Curry in einem der kleinen Läden, die ein wenig an Imbissstuben erinnerten, und natürlich aß auch ich tapfer mit Stäbchen, wenn sie gereicht wurden. Manchmal konnte man die Schärfe seines Gerichts selber zusammenbasteln. Als Grundzustand gab es mild, was man in Deutschland getrost in die Kategorie "für Durchschnittsmenschen erträglich" einstufen darf. Die Stärke "normal" bewirkt hier schon den Aufdruck "scharf" auf der Speisekarte. Außerdem gab es dann noch zusätzlich die Stufen 1 bis 10, wobei man die Stufen 6 bis 10 erst bestellen darf, wenn man einmal erfolgreich Nr. 5 verspeist hat. Ich war mit Stärke drei übrigens äußerst zufrieden.

Auch Okonomiyaki stand zwischendurch auf der Tagesordnung. Das bedeutet ungefähr "was du willst gebraten" und man brät sich sein Essen auf einer Platte im Tisch selber.

02.11. (Freitag)

Weitere Museen warteten darauf, von uns besichtigt zu werden. Als erstes nahmen wir uns das direkt vor der Haustür im Ueno-Park gelegene Tokio National Museum zur Brust. Hier trennte sich bald die Spreu vom Weizen: Als wir uns nach rund drei Stunden trafen, um unser weiteres Vorgehen abzustimmen, entschied sich Michael B. dazu, weitere viereinhalb Stunden hier zu verbringen. Ich wollte mich stattdessen um das nächste Science-Museum kümmern, und die anderen gingen - ich vermute mal, die Überraschung beim Leser ist nicht so wirklich groß - zum Shopping.

Das "Natural Museum Of Nature And Science" im Ueno-Park war zwar gleich um die Ecke, aber ich entschied mich, nach Daiba ins "Museum Of Emerging Science And Innovation" zu fahren. Dabei geht es eher um konkrete Technologien als um aktuelle Forschung. Trotzdem bot es viele interessante Einblicke, und alles war durchgehend in Englisch beschrieben. Es hat mir sehr gut gefallen, so dass ich die Zeit voll ausnutzte und bis zur Skyline von Tokio.
Das ist nicht New York, das ist die Skyline Tokios von Daiba aus.
Schließung im Gebäude blieb. Schräg gegenüber befindet sich übrigens das "Museum Of Maritim Science", das auch sehr gut sein soll. Es ist in einem Gebäude in der Form eines Schiffes beheimatet und behandelt die Wissenschaft der Seefahrt.

Daiba ist eine Insel vor Tokio, die unter anderem mit der Rainbow-Bridge an das Festland angegliedert ist. Von der Wasserfront hat man einen ausgezeichneten Blick auf die Metropole und kann gerade in der Abenddämmerung hervorragende Bilder mit und ohne Freiheitsstatue (ja, davon gibt es in Tokio und Umgebung mehrere) machen. Dies nutzte ich natürlich ausgiebig aus, bevor ich mich auf dem Weg zurück Richtung Ryokan machte.

Japaner sind sehr freundlich. Wenn man zum Beispiel im Bus aufsteht, um einer alten Dame den Sitzplatz anzubieten, dann wird man nicht wie hierzulande mit der Handtasche erschlagen, weil sich die eventuell noch nicht ganz so alte Dame beleidigt fühlt. Nein, stattdessen bedanken sie sich mehrfach immer und immer wieder und Traditionelles Bogenschießen beim Tempelfest des Meiji-Shrines.
Traditionelles Bogenschießen beim Tempelfest des Meiji-Shrines.
verbeugen sich sogar beim Aussteigen aus dem Bus noch mal vor dir. Überhaupt gehören Verbeugungen massiv dazu, wenn man seine Dankbarkeit ausdrücken möchte.

03.11. (Samstag)

Das Tempelfest des Meiji-Shrines ist je nach Informationsquelle drei bis fünf Tage lang und findet an leicht unterschiedlichen Terminen statt. Das half uns natürlich nicht wirklich weiter. Allerdings waren sich alle einig, dass es wohl am 3.11. am Meiji-Shrine etwas zu sehen gäbe. Aus diesem Grund pilgerten wir dorthin genauso wie unzählige Japaner, was ja schon mal ein sehr gutes Zeichen war. Dabei stellte sich heraus, dass wir im Vergleich zu vielen Einheimischen, die sich und ihre Kinder (besonders ihre Töchter) mit tollen Kimonos herausgeputzt hatten, deutlich underdressed waren. Das könnte allerdings auch daran gelegen haben, dass es wohl ziemlich in Mode war, dort und an dem Tag zu heiraten. Wir entschlossen uns trotzdem, vorerst single zu bleiben. Insgesamt blieb das bis dahin Gesehene (eine Prozession und einen überlaufenen Tempel samt unverständlicher Zeremonie) hinter unseren Erwartungen zurück, bis wir auf dem Gelände weitere Aktivitäten entdeckten: Stände mit einheimischem Essen (das machte schon mal die Hälfte der Gruppe froh), traditionelles Bogenschießen aus dem Japanische Mädchen in festlicher Kleidung.
Japanische Mädchen in festlicher Kleidung.
Kampfszenen beim Tempelfest des Meiji-Shrines.
Kampfszenen beim Tempelfest des Meiji-Shrines.
Stand und vom Pferd aus, sowie Schaukämpfe und das gute Wetter boten schließlich doch ein Menge für den Magen, das Auge und natürlich den Fotoapparat.

Später besuchten wir das Verwaltungsgebäude für den Großraum von Tokio. Es besteht aus mehreren Wolkenkratzern, von deren Aussichtsplattformen man gut und vor allem kostenlos fotografieren kann.

Der Abend war mein letzter in Japan, und wir aßen noch mal gemütlich unter den Gleisen der Ueno U-Bahn-Station. Das Restaurant zeichnete sich vor allem dadurch aus, dass es sich bei jeder Bahn so anhörte, als müsste dafür die Tür geöffnet werden, weil sie genau durch den Speiseraum führe.

04.11. (Sonntag)

Nachdem ich die letzten Tage trotz 5-Bett-Zimmer im Gegensatz zu den meisten meiner Mitfahrer gut geschlafen hatte, war ich diesmal nicht so erfolgreich. Vielleicht hatte es mich doch etwas nervös gemacht, dass ich heute alleine pünktlich den Weg zum Flughafen finden musste. Die anderen konnten noch eine Woche bleiben, während ich dafür zu sorgen hatte, dass die deutsche Jugend beim nächsten Pisa-Test ein wenig erfolgreicher abschneiden würde. Außerdem weiß ich ja, wie sehr mich meine Schüler vermisst hätten, wenn ich einen Tag zu spät angekommen wäre.

Ich bestand den Praxistest - das erfolgreiche Aufspüren des Flughafens - ohne Probleme, und auf dem internationalen Terrain der Abflughalle war dann meine Unsicherheit komplett verflogen, da Englisch halt meine Sprache ist im Gegensatz zu Japanisch. Als ich am Schalter von Lufthansa mit den Worten "Die Rechner sind gerade abgestürzt. Wir sagen per Lautsprecher Bescheid, wenn Sie ihr Gepäck aufgeben können.", da fühlte ich mich endgültig wie zu Hause.[7][7] Vergleiche 20. Oktober.