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Reise mit Überraschungen

Mit Rainbow-Tours nach Paris

Prolog

Die folgenden Ausschnitte aus meiner Reise nach Paris mit Petra, Sonja und Roland unter der Oberaufsicht von Rainbow-Tours sind in keinerlei Weise erfunden oder ausgeschmückt. Wie bei allen meinen Reiseberichten ist tatsächlich alles genau so passiert.[1][1] Von anderen Kunden und einem ehemaligen Busfahrer der Firma habe ich viel später erfahren, dass wir damals noch viel Glück hatten und es viel schlimmer geht. Petra, Sonja, Roland.
Unsere Stimmung war trotz (oder wegen?) aller Pannen die ganze Zeit gut.
Also lehnt euch zurück, und genießt einen unterhaltsamen Ausflug!

Anreise

Unsere Reise sollte um 19 Uhr am ZOB in Hamburg losgehen. Immerhin war der Bus erst um 19.20 Uhr da, so dass wir unseren Reisebegleiter Philipp schon "ins Herz schließen" konnten. Er wies darauf hin, dass wir Freitag den 13. haben, worauf Sonja mit einem Seitenblick auf ihn meinte, das habe sie auch schon bemerkt. Um 19.30 Uhr ging es dann endlich los, aber wir waren - laut Philipp - noch voll im Zeitplan. Außerdem war er sehr über die gute Qualität des Busses überrascht. Sogar die Lehnen funktionierten. "Na, der ist doch gar nicht so schlecht, oder?" Philipp stellte uns dann auch gleich die beiden[2][2] Das ist etwas für Leute, die zählen können. Busfahrer Peter, Bernd und Rainer vor. Eine Toilette an Bord gab es jedenfalls nicht, obwohl der Bus "gar nicht so schlecht ist", dafür aber eine Klimaanlage und eine Heizung.

Unser erstes Ziel war Bremen, wo weitere Reisende einsteigen sollten. Die Bremer Autobahn gefiel dem Busfahrer so gut, dass er an der richtigen Ausfahrt vorbeifuhr, was er auch prompt 10 km später bemerkte. So konnten wir wenigstens ein bisschen Bremen kennenlernen. Besonders interessant fand ich dabei das Schild "Universität, Müllverbrennungsanlage". Die Reisenden in Bremen wurden dann mit knapp einer Stunde Verspätung eingeladen, aber wir waren noch "voll im Zeitplan"[3][3] Zitat Philipp., und außerdem war der "Bus doch wirklich nicht so schlecht, oder?"[4][4] Genauso.. Komischerweise muss uns in Bremen dann doch der Busfahrer Peter abhanden gekommen sein, denn er war nicht mehr an Bord, als Philipp die neuen Reisenden begrüßte.

Weiter ging es nach Münster, wo an der Autobahnraststätte noch zwei weitere Leute eingeladen wurden. Wenig später (oder dort?) machten wir Rast. Wir mussten alle aussteigen, da Philipp und die Busfahrer etwas essen wollten. Auf Englisch (für unsere japanischen Mitreisenden) klang das dann so: "You have to get out, because we want to luck the bus". Leider konnten wir nicht herausfinden, wie er den Bus "beglücken" wollte. Als wir vier wieder lästernd[5][5] Das würden wir natürlich nie tun. vor dem Bus herumstanden, fragte er[6][6] Philipp, nicht der Bus uns interessiert, ob wir über ihn lachten. Glücklicherweise konnten wir dort wahrheitsgemäß sagen, dass es um den Bus ging, was natürlich wieder ein "Na, so schlecht ist er doch aber wirklich nicht, oder?" von ihm provozierte. "Außerdem hat er auch eine Heizung" fügte er noch hinzu. Von der Klimaanlage wurde nicht mehr gesprochen. Die war vielleicht mit dem ominösen Busfahrer Peter ausgestiegen. Nach diesem halbstündigen Aufenthalt, der knapp eine dreiviertel Stunde dauerte, ging es - natürlich "voll im Zeitplan" - weiter nach Köln, um den letzten Haufen der Parisfahrer einzuladen.

Auf dem Weg dorthin musste Philipp uns doch glatt viermal zählen und seinen Belegungsplan durchschauen, bevor er schließlich zum Handy griff und telefonierte. Ich liebe ein gutes Gehör. Daher gebe ich das Gespräch mal sinngemäß wieder:

"Ich habe ein Problem."
[…]
"Mir fehlen hier zwei freie Plätze. In Köln steigen noch zu viele ein."
[…]
"Ja, das muss ich dann wohl. Soll ich die Dreier- oder die Zweiergruppe zurück lassen?""
[…]
"Ok, ich lasse eine möglichst kleine Gruppe da. Soll ich ihnen die Wahrheit sagen oder eine Geschichte erfinden?"

Tja, das kommt davon, wenn Busse überbelegt werden und doch alle kommen. Philipp sollte also nachts um ein Uhr zwei Leute, die eigentlich eine Reise nach Paris gebucht hatten, einfach dort stehenlassen.

In Köln (statt um 12 Uhr oder 0.30 Uhr waren wir dort um fast halb zwei) sind die Ereignisse nicht so hundertprozentig reproduzierbar: Entweder sagte er einem Paar, dass sie noch knapp zehn Minuten warten müssten und in den nächsten Bus einsteigen sollten, der dann angeblich käme. Das war natürlich eine Lüge. Als er dann merkte, dass die Dreiergruppe nicht da war (oder schon wieder weg), nahm er die beiden dann doch mit. Es kann aber auch sein, dass von der Dreiergruppe nur einer da war, der die anderen noch kurz vom anderen Endes des ZOBs holen wollte. In der Zeit ist der Bus schnell wieder losgefahren. Jedenfalls dauerte der Stop nur so zwei bis drei Minuten, was wohl ein Rekord sein dürfte. Die Moral daraus ist auf jeden Fall: Steige nie an der letzten Station des Busses ein! Anschließend wurden nochmal die Busfahrer vorgestellt und betont, dass wir gut im Zeitplan liegen, da wir einen Bus aus Berlin in Paris treffen sollten, der leider zwei Stunden hinterher war.

Wie hielten als nächstes in Aachen direkt vor der Grenze, damit der Bus nochmal volltanken konnte. Anschließend ging es endgültig in Richtung Paris. Da es kalt im Bus wurde, wurde auch die Heizung angemacht. Schließlich habe sich bei ihm noch "nie jemand erkältet". Dabei kam endlich das erste Highlight auf das Programm, weil wir (alle Mitreisenden) das "großartige Preisausschreiben" mit Erfolg auf den nächsten Tag verschieben konnten. Jetzt kam die Gute-Nacht-Geschichte, die Philipp natürlich persönlich vorlas. Das "Halt die Fresse" sowie der verhaltene Applaus auf diesen Ausspruch, der von unserer Vierergruppe kam, wurden dabei beflissentlich überhört.

Um viertel nach sieben steuerten wir eine Raststätte 120 km vor Paris an, in der wir frühstücken konnten. Dazu wurde der Bus natürlich auch wieder abgeschlossen. Jedenfalls sollte es pünktlich um acht weitergehen. Da der Bus ein bisschen abseits von der Raststätte stand, sammelten sich um kurz vor acht relativ viele Fahrgäste unserer Reisegemeinschaft unter den umliegenden Bäumen, die uns wenigstens einen kleinen Schutz vor dem gerade einsetzenden strömenden Regen geben konnten.[7][7] Theoretisch jedenfalls, praktisch fast nicht. Als um zehn nach acht schließlich auch schon Philipp mit einem Schlüssel erschien, um den Bus zu öffnen, wäre die Stimmung auf einem Tiefpunkt gewesen, wenn er den Bus aufbekommen hätte. So gab er ihr[8][8] Der Stimmung. noch etwas Spielraum nach unten. Dabei rutschte einem unseres Quartettes dann die Frage heraus, was ein Reiseleiter eigentlich können muss. Philipp sagte gleich darauf "Nichts!", wobei wir nicht sicher wissen, ob er uns gehört hatte oder sich sein Ausspruch auf die Bewegung der Türe bezog. Schließlich trottete er wieder gemütlich von dannen, um einen der Busfahrer zu angeln. Wir vermuten jedenfalls, dass das der Fluch der Personen war, die in Köln geblieben waren.

Als es wieder nach Paris weiterging,[9][9] Natürlich "voll im Zeitplan". musste ich im Bus niesen und konfrontierte Philipp mit seiner Aussage von oben, dass sich noch nie jemand bei ihm erkältet habe. Jedenfalls sah ich diese Aussage als überholt an, was Philipp nicht verstand oder nicht verstehen wollte. Jedenfalls hatte ich sowieso das Gefühl, dass die Gespräche zwischen unserem Quartett und ihm immer abrupter zu Ende gingen. Anschließend lief das Quiz an, dass nun nicht mehr aufzuschieben war. Zu gewinnen gab es ein Ticket für die abendliche Schifffahrt und ein Ticket für die nächtliche Lichterfahrt. Unsere Vierergruppe bemühte sich redlich, mindestens eine der Karten zu gewinnen, damit wir den Gewinn ablehnen konnten. Denn wir hätten ja auf jeden Fall vier Karten gebraucht. Leider war uns das Glück nicht hold, was aber wohl auch daran lag, dass Philipp die Antworten auswertete und die Gewinner zog. Jetzt ging er daran, Tickets für die Rundfahrten in Paris zu verkaufen. Es gab eine morgendliche Stadtrundfahrt, eine abendliche Schifffahrt und eine nächtliche Lichterfahrt, die natürlich alle etwas kosteten. Fast allen Leuten, die keine oder nur eine Karte wollten, versuchte er mehr zu verkaufen.[10][10] Dies liegt daran, dass sich die Reiseleiter (teilweise?) darüber finanzieren müssen. Trotzdem bleibt auch ein großer Teil bei Rainbow-Tours. Als wir aber sagten, dass wir keine wollten, da ging er sofort weiter, ohne auch nur einen Versuch zu unternehmen, uns zu überreden.

Kurze Zeit später ging es dann ca. 20 bis 30 km vor dem Stadtring von Paris von der Autobahn ab, und wir fuhren parallel zur Autobahn auf der Landstraße weiter, da Philipp per Handy gemeldet worden war, dass auf der Autobahn die Polizei die Reisebusse kontrolliere. Philipps Timing war heute wirklich nicht zu überbieten. Als er zehn Minuten nach dem Verlassen der Autobahn über das Mikro erklärte, dass man der Polizei ausgewichen sei, weil er sonst 5000 FF Strafe hätte zahlen müssen, da dem Bus irgendein grüner Schein fehlte, fingen gerade zwei berittene äh, motorisierte Polizisten an, den Bus auf die nächste Raststätte zu winken. Unser Quartett glaubte natürlich wieder mal an einen Volltreffer, aber diesmal kam Philipp glimpflich davon. Die Polizei suchte nämlich nur einen Fahrgast, der sich irgendwo verabredet hatte, dann aber doch woanders ausgestiegen war, nachdem nicht mehr genug Zeit geblieben war, um die abholende Person zu benachrichtigen. Diesmal war Philipp also wirklich nicht schuld und musste auch nichts bezahlen.

Vor Ort

In Paris wurden wir aus dem Bus herausgelassen, nachdem uns eingeschärft worden war, dass der Bus um halb zwölf am "Place Concorde" losfahren würde. Louvre in der Abenddämmerung.
Louvre in der Abenddämmerung.
Deswegen sollten wir am besten ein bisschen eher da sein.

In Paris sahen wir auf eigene Faust: Montmatre, Sacre Coeur, Place du Tertre, Notre Dame, Hotel de Ville, La Conciergerie, Place de la Concorde, Arc de Triomphe (sogar oben drauf), Louvre (aber nicht drinnen im Museum), Saint-Eustache, Centre Pompidou und einen berühmten Friedhof, dessen Namen ich mir nicht merken konnte. Für Rechtschreibfehler bin ich übrigens nicht zuständig. Da hier sowohl meine Rechtschreibkontrolle als auch meine Französischkenntnisse streikten, hat Sonja den gesamten Text Korrektur gelesen. Beschwerden also bitte gleich an sie. Sie kann auch bestätigen, dass diese Geschichte völlig wahr und nicht übertrieben ist.

Rückreise

Pünktlich um kurz vor halb zwölf waren wir am Place de la Concorde, und es erstaunte uns nicht, dass der Bus, der wahrscheinlich "voll im Zeitplan lag" noch nicht da war. Von dort ging es dann jedenfalls so gegen zwölf los. Erstaunlicherweise musste Philipp jetzt in einem anderen Bus mitfahren, der nach Berlin fuhr, so dass wir jetzt einen neuen Reisebegleiter bekamen: Kati.[11][11] Philipp hatte sich die Ruhe von uns wirklich verdient. Kati war leider viel schweigsamer und daher nicht so unterhaltsam. Außerdem steckte uns sowieso noch die letzte Nacht in den Knochen, in der wohl kaum einer von uns richtig geschlafen hat. Schließlich wäre Petra schon fast bei McDonnald's eingeschlafen, und der manchmal etwas kurvige Gang lag nicht am Alkohol. Deswegen schliefen wir erstmal ausgiebig und hätten wohl auch gar nicht gemerkt, dass sich der Busfahrer verfahren hatte, wenn er uns nicht durch sein sehr überzeugendes Wendemanöver auf einer Bundesstraße mitten in Frankreich aufgeweckt hätte. So fit schien er nicht mehr zu sein. Als ich ein bis zwei Stunden später mal wieder aufwachte - wir waren mittlerweile schon in Belgien - waren wir wieder auf einer Bundesstraße, obwohl doch eigentlich die Autobahn vorgesehen war. Insgesamt kamen wir mehr als anderthalb Stunden später als erwartet in Köln an, natürlich - wie könnte es anders sein - "voll im Zeitplan".[12][12] Auch Kati hatte diesen Spruch auf Lager. Die Reisenden, die in Köln aussteigen wollten, mussten noch ein paar hundert Meter zu Fuß zum Bahnhof gehen, da der Busfahrer den nicht gefunden hatte. Es war ja auch überaus gemein, dass nirgends "Hauptbahnhof" und überall nur "Hbf." ausgeschildert war. Da kann man den Hauptbahnhof ja gar nicht finden.

Weiter ging es nach Münster. Dummerweise glaubten sich vier Japaner gar nicht so gut im Zeitplan, als Kati erzählte, dass wir so um 13 Uhr bis 13.30 Uhr in Bremen seien, wollten sie doch dort um 14 Uhr ein Flugzeug erwischen. Kati reagierte darauf ungefähr so interessiert, als wäre in China, Verzeihung Japan natürlich, ein Sack Reis umgefallen. Trotzdem wurde die Pause im Rasthof Münster kurzerhand auf eine halbe Stunde mit absolut pünktlicher Abfahrt angesetzt. Erstaunt waren wir, als der Bus dann tatsächlich abfahren sollte, obwohl noch zwei Leute aus unserem Quartett fehlten. Schließlich waren wir das nicht vom Bus gewohnt. Außerdem schuldete er uns sowieso noch etliche Stunden. Aber Kati hatte sowieso keinen Überblick, wie viele Leute fehlten oder schon ausgestiegen waren, da Philipp diese Unterlagen sicherheitshalber mit nach Berlin genommen hatte. Wir kamen schließlich doch alle mit (nehme ich jedenfalls an) und erreichten Bremen tatsächlich so (kurz vor 13 Uhr), dass die Japaner ihren Flieger vielleicht sogar noch bekommen haben, wenn sie es rechtzeitig bis zum Flugplatz geschafft haben.

Bis Hamburg passierte nichts mehr. Anscheinend hat sich dabei der Busfahrer noch nicht einmal mehr verfahren.

Epilog

Insgesamt war die Reise strapaziös. Allerdings hat sie in unserem Quartett eine Menge Spaß gemacht - besonders die Busfahrten, da es wirklich so viel zu lästern gab, dass wir fast gar nicht hinterher kamen. Eventuell sind unsere Namen ja jetzt auf einer schwarzen Liste, falls Rainbow-Tours eine hat. Da sie aber sowieso fast alle völlig falsch geschrieben waren, ist das auch egal. Wer Lust auf ein modernes Abenteuer hat, der sollte so eine Busreise jedenfalls unbedingt mal in guter Gesellschaft mitmachen.