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An den Ufern des Tejo

Lissabon, die Hauptstadt Portugals

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Prolog

Irgendwann fragte mich mein Kollege Markus, Die Kirche Largo da Sé (Lissabon) bei Nacht.
Die Abende verbringe ich im Urlaub gerne damit, Nachtbilder (im Hintergrund Largo da Sé) anzufertigen.
ob wir nicht mal gemeinsam in Urlaub fahren wollten. Als Ziel schlug er die – seiner Meinung nach – sehr sehenswürdige Stadt Lissabon vor, die er schon mehrfach bereist hatte. In seinen Ausflügen dorthin war aber bisher immer das Abendprogramm zu kurz gekommen, was er mit mir insbesondere durch den Besuch eines Fado-Restaurants[1][1] Fado (zu deutsch: Schicksal) ist ein vor allem in Lissabon verbreiteter portugiesischer Musikstil der auch arabische Elemente umfasst. ändern wollte. Da er diese Hoffnung nach wie vor hegte, war ich mir sicher, dass er noch nie einen Reisebericht von mir gelesen hatte, denn meist bin ich im Urlaub abends gar nicht mehr so aktiv. Na gut, wer nicht lesen will muss fühlen …

Kurz nach dem überraschenden Verschwinden des Fluges 370[2][2] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Malaysia-Airlines-Flug_370. irgendwo über Indonesien oder dem Indischen Blick über Lissabon.
Aber auch bei Tage kann sich der gleiche Blick sehenlassen.
Ozean, bei dem zwei unbekannte Passagiere an Bord waren, die sich dort mit geklauten und schon lange gesperrten Pässen eingeschlichen hatten, bestiegen auch mein Kollege Markus und ich das Flugzeug mit Zwischenstopp in Amsterdam[3][3] Das war übrigens auch das Zwischenziel der beiden mutmaßlichen Terroristen.. Wir flogen also im gut überwachten Flugraum Europas, in dem ich es für schwierig bis unmöglich hielt, unerkannt die Grenzen per Luftfracht zu überwinden. Aber da hatte ich mich getäuscht, denn unsere Ausweise wurden lediglich beim Abgeben des Gepäcks kontrolliert. Beim Einchecken und An-Bord-gehen mussten wir dagegen keinen Lichtbildausweis vorlegen (weder in Hannover noch in Amsterdam), sodass statt Markus auch seine Freundin hätte mitkommen können, ohne dass es außer mir (und vermutlich ihm) jemandem aufgefallen wäre.[4][4] Ich hoffe, ich werde nicht demnächst zur Verantwortung gezogen, weil ich dieses Staatsgeheimnis hier veröffentlicht und damit vielen bösen Menschen Tür und Tor geöffnet habe. Vielleicht machen wir das beim nächsten Mal.

Als wir unbeschadet um kurz nach Mitternacht an der Tür Straßenbahn in Lissabon.
Steile Straßen sorgen für ungewöhnlich konstruierte Straßenbahnen.
unseres etwas heruntergekommen aussehenden Etablissements aufschlugen, wurde uns mitgeteilt, dass wir in einem anderen Hotel auf der gegenüberliegenden Straße nächtigen würden. Letzteres machte einen etwas besseren Eindruck, wobei man uns auch dort nicht wirklich erwartet hatte. Unsere Buchung bei HRS aus dem Dezember des Vorjahres war wohl zu kurzfristig gewesen. Dafür erhielten wir zwei saubere, ruhige Einzelzimmer, die beide ein eigenes Bad besaßen - sogar meines, obwohl ich dafür gar nicht bezahlt hatte. Außerdem gab es ein freies WLAN in der Lobby. Mehr kann man für 15 € pro Übernachtung wirklich nicht verlangen.

7. April (Montag)

Laut Reiseführer ist die Hauptstadt Portugals montags im weitesten Sinne geschlossen, zumindest was das Angebot an Museen und anderen touristischen Attraktionen angeht. Rosette in der Largo da Sé (Lissabon).
Alleine schon die Rosette in der Largo da Sé ist ein Besuch wert.
Einerseits stimmte dies lediglich zum Teil, da mein Nachschlagewerk an etlichen Stellen nicht nur bei den Öffnungszeiten durch die Wirklichkeit korrigiert wurde, andererseits war es sowieso nicht schlimm, da wir uns zunächst einen Überblick über die Stadt und ihre Bairros (Stadtviertel) verschaffen wollten. Wir bestiegen die oberirdische Tram-Linie E28, die in einer großen Schleife durch die Innenstadt fährt und dabei eine Menge wichtiger touristischer Ziele ansteuert.[5][5] Da sie außerdem direkt vor unserem Hotel entlang fuhr, nutzten wir sie eigentlich ständig, um nicht so viel Weg unterirdisch mit der Metro zurückzulegen. Mir machten besonders die kleinen und verwinkelten Gässchen Spaß, wobei sich mir nicht immer der morbide Charme erschloss, den Markus in den vielen im Renovierungsstau steckenden Gebäuden sah. Vermutlich brauchen Teile von Lissabon einfach in Abständen einen Warmabriss, damit dann alles wieder neu und viel schöner wiederaufgebaut werden kann.

Die erste große Katastrophe, die für einen gelungene Neuaufbau in der Architektur sorgte, war 1755, als nach einem schweren Erdbeben ein Tsunami durch die küstennahen Regionen der Stadt schoss. Die Gebäude, die davon verschont blieben, wurden dann durch eine Feuersbrunst niedergemacht. Dieses Ereignis war so einschneidend für die Stadt, dass es in meinem Reiseführer wohl keine Seite gab, bei der nicht mindestens einmal darauf verwiesen wurde. Das letzte große Feuer wütete 1988 im Altstadtviertel Chiado. Die Straßen waren dort so eng, dass die Feuerwehr nicht hindurch kam.

Trotz dieser Hindernisse besitzt die Stadt eindrucksvolle Kirchen, wie zum Beispiel die Largo da Sé mit ihrer wunderschönen Rosette oder die Santa Luzia, von der man einen guten Überblick über die Dächer der Alfama, einst ein gefragtes Wohnviertel von Lissabon, bis zum Tejo, bekommt. Wandkacheln vor der Santa Luzia (Lissabon).
Wandkacheln sind (oder waren) der Hit schlechthin in Portugal.
Dieser Fluss mündet hier in eine große Bucht, die nur durch einen relativ schmalen Zugang mit dem Meer verbunden ist. Dies sorgt für einen sehr geschützten natürlichen Hafen, der prima gegen Feinde, die von der See kommen, zu verteidigen ist.

Ein wenig überrascht war ich, wie wenig bzw. kurze Essenspausen wir einlegten. Zum Frühstück aßen wir gerade mal jeder ein Pasteis de Nata (Cremetörtchen), weit nach Mittag gab es dann immerhin einen Hamburger, der für den Rest des Tages reichen sollte. Mir machte das wenig aus, ich bin nur normalerweise im Urlaub gewohnt, dass Dirk seine Mahlzeiten vehement einfordert. Markus war da eher auf durch gemahlene Bohnen gepresstes heißes Wasser fixiert und verlangte regelmäßig einen Kaffee, wobei er seine Wünsche oft relativierte und noch eine weitere Stunde Warten aufdrängte. Teilweise kam er aber trotzdem auf fünf Portionen pro Tag. Brunnen in Lissabon.
Mitten in der Stadt finden sich immer wieder grüne Oasen, die die Steinwüste angenehm auflockern.
Wenn Markus weiterhin so asketisch lebt, dann werde ich noch zu dem Reiseteilnehmer werden, der das Essen einfordern muss.

Da es Markus nicht so gut und später sogar ziemlich schlecht ging, zog er sich ins Hotel zurück, während ich weiter mit der Besichtigung machte. Das Museu da Sociedade, das Stücke aus portugiesischen Kolonien zeigen sollte, war leider heute und das nächste halbe Jahr lang geschlossen. Dieses wäre unsere einzige Möglichkeit gewesen, etwas über die zeitweise nahezu weltweite Expansion Portugals zu erfahren, die ansonsten keinerlei Beachtung in der Hauptstadt zu finden schien. Überhaupt wurden manche Aspekte der heimischen Geschichte (z. B. der Estado Novo[6][6] Das heißt: der "Neue Staat"., eine autoritäre Diktatur, die das Land immerhin gut 40 Jahre lang im letzten Ruine der Igreja do Carmo (Lissabon).
Die Ruine der Igreja do Carmo ist Zeuge des großen Erdbebens von 1755, als ihre Decke auf unzählige Gläubige fiel und ihre Kerzen ein großes Feuer auslösten.
Jahrhundert beherrschte) komplett ignoriert und totgeschwiegen. Als Ausgleich besichtigte ich noch zwei weitere Kirchen (die Igreja de São Domingos, die aus einen interessanten Mix zwischen Originalbauwerk bzw. Ruine und schmucklos wiederaufgebauten Wänden bestand, sowie die Ruine der Igreja do Carmo).

8. April (Dienstag)

Markus ging es wieder besser, und nach einem kleinen Frühstückchen pilgerten wir zum Parque das Nações, dem Gelände der Weltausstellung von 1998. Den eher hässlichen Bau des Ocenário de Lisboa ließen wir links liegen. Ich habe mittlerweile schon mehr als ein halbes Dutzend von Aquarien auf der ganzen Kunst im Park der Weltausstellung (Lissabon).
"Wenn ich wüsste, was Kunst ist, würde ich es für mich behalten." (Pablo Picasso)
Welt besucht, da muss ich nicht jedes mitnehmen.

Der Park an sich war sicherlich mal sehr schön gewesen, aber man sah ihm deutlich an, dass seit der Weltausstellung der Zahn der Zeit an den Gebäuden, Gärten und Installationen genagt hatte, aber nicht genügend Geld investiert worden war, um alles zu erhalten. Unverdrossen machten wir einen ausgedehnten Spaziergang am Wasser entlang, genossen den Blick auf die 1998 fertig gestellte Ponte Vasco da Gama[7][7] Vasco da Gama hatte übrigens genau 500 Jahre zuvor den Seeweg nach Indien entdeckt – und zwar zum richtigen Indien im Gegensatz zu Kolumbus, der ja bei seinem Tode noch nicht wusste, dass er auf ganzer Linie versagt hatte. , Elevador de Santa Justa (Lissabon).
Der Fahrstuhl "Elevador de Santa Justa" verbindet die Baixa mit dem Bairro Alto.
die mit gut 17 km längste Brücke Europas, und sahen uns die Gegend aus einer Seilbahn heraus von oben an. Wir besuchten das gute und interessante Wissenschaftsmuseum, das sich aber leider an eine deutlich jüngere Zielgruppe wandte. Man hätte es gut mit einer Kindergruppe ab der Vorschule fluten können, sodass wir nicht sehr lange blieben.

Nach dem Mittagessen - es war sicherlich positiv zu bewerten, dass Markus wieder Appetit hatte - wollten wir mit dem Boot nach Seixal hinüber, aber die im Reiseführer empfohlene Fährverbindung gab es nicht mehr. Also fuhren wir stattdessen zum Praça do Comércio, um von dort nach Barreiro überzusetzen und die schöne Aussicht vom Boot auf die Stadt zu bewundern. Ersteres klappte gut, zweiteres scheiterte daran, dass man im Schiff nur drinnen sitzen konnte. Am Zielort war dann auch erschreckend wenig los, sodass der Ausflug als eher nicht gelungen bezeichnet werden muss.

Glücklicherweise blieb noch genügend Zeit, um den Nachmittag bei herrlichem Sonnenschein gemütlich am Ufer des Tejo ausklingen zu lassen, bevor wir in das nächste Straßencafé zu leckeren Tapas umzogen, nur um dann abends an anderer Stelle Mojito und Bier zu trinken. Das Leben kann wirklich anstrengend sein.

9. April (Mittwoch)

Fassade des Mosteiro dos Jerónimo (Lissabon).
Die ganze Fassade des Mosteiro dos Jerónimo kann man nur von oben richtig gut betrachten.
Das Wetter war heute bewölkt, was den Tag ideal machte, um ein paar Museen unsicher zu machen. Außerdem hielten wir eine dreitägige Lisboa-Card in den Händen, mit der wir in etliche Einrichtungen preiswerter oder kostenlos hinein kamen. Nachdem sie sich am Vortage nicht wirklich rentiert hatte, waren wir heute bereit, sie bis zum Anschlag auszureizen.

Wir begannen im Stadtviertel Belém an der Mündung des Tejo, Padrão dos Descobrimentos (Denkmal der Entdeckungen).
Das Padrão dos Descobrimentos (zu deutsch: Denkmal der Entdeckungen) wurde 1960 zum 500 Todestag von Heinrich dem Seefahrer errichtet und zeigt die damals wichtigsten 33 Persönlichkeiten.
wo wir als Erstes das Mosteiro dos Jerónimo enterten. Das Kloster, das 1601 fertig gestellt wurde, gilt als der wichtigste Bau der Manuelinik, der im weitesten Sinne eine Mischung aus Spätgotik und Maurisch gepaart mit Seefahrermotiven darstellt. Besonders der zweistöckige Kreuzgang hatte es uns angetan. Weiter ging es in das angrenzende archäologische Nationalmuseum, das uns aber nur teilweise fesselte. Vielleicht ließen wir uns auch nicht genug auf die nur wenigen englischen Beschriftungen ein.

Im Anschluss bestiegen wir das Padrão dos Descobrimentos, von dem aus man einen guten Überblick über das Mosteiro und Belém bekommt. Auch die Cristo Rei, eine der weltberühmten Cristo-Redentor-Statue in Rio de Janeiro nachgebildeten Christusstatue und heute einer der drei wichtigsten Wallfahrtsorte der iberischen Halbinsel, konnte man gut erkennen, wobei es leider ein wenig diesig war. Dann pilgerten wir weiter zum Torre de Belém. Dieser Turm (wie sein Pendant auf der anderen Seite des Tejo) war gebaut worden, um ankommende feindliche Schiffe von beiden Seiten ins Kreuzfeuer zu nehmen, bevor sie in den Hafen einfahren konnten. Aufgrund der Feuerkraft, die der Turm versprach, erschien mir das als sehr erfolgreiches Unterfangen.

Es gab noch einige weitere Museen in Belém zu sehen, aber deren Inhalte interessierten uns nur am Rande, und wir hatten für heute wohl auch schon genügend historische Kultur genossen. Torre de Belém.
Beim Bau lag der Torre de Belém noch deutlich weiter im Wasser, aber im 19. Jahrhundert wurde der Fluss durch Aufschüttungen am Nordufer schmaler.
Etwas passiver gestaltete sich daher unsere Wissensaufnahme im Planetarium, wo wir schöne Bilder des Hubbleteleskops sahen und englischsprachige Erklärungen dazu hörten. Leider waren die Bilder nicht besonders groß und die Erläuterungen eher oberflächlich, sodass man aus der Bilderschau deutlich mehr hätte herausholen können, aber zur Abrundung unseres Programms war sie eine ordentliche Ergänzung. Zum Abendessen (Das Mittagessen war ersatzlos gestrichen worden.) fuhren wir erneut zum Gelände der Weltausstellung, wo wir gestern schon gut und günstig gegessen hatten. Außerdem wollte Markus dort nach Mitbringseln für seine Kinder (4-10 Jahre) suchen. Ich war der Meinung, dass etwas Landestypisches geeignet gewesen wäre, Der Palácio Nacional de Sintra.
Der Palácio Nacional de Sintra wurde erstmals im zehnten Jahrhundert von einem arabischen Geographen erwähnt.
und was lag da näher als ein paar Drogen? Zumindest habe ich noch nie erlebt, dass uns so oft in einem Urlaub welche angeboten wurden. Okay, meist wurde eher Markus angesprochen, aber das ist ja verständlich.[8][8] Welcher Grund für Markus spricht? Nun, dazu werde ich mich nicht äußern. Dies Fettnäpfchen lasse ich hiermit offiziell aus.

10. April (Donnerstag)

Mit der Bahn fuhren wir ins Land hinaus, was sich zunächst etwas schwierig erwies, da uns der einzige Fahrkartenverkäufer weit und breit auf ein Gleis schickte, auf dem kein einziger Zug abfuhr. Beim zweiten Versuch verwies er uns dann doch an die richtige Stelle, Den Sala das Pegas (Saal der Elstern) ließ König John I. mit ebendiesen Vögeln verzieren, weil ihn das Getratsche der Hofdamen über ihn erzürnte.
Den Sala das Pegas (Saal der Elstern) ließ König John I. mit ebendiesen Vögeln verzieren, weil ihn das Getratsche der Hofdamen über ihn erzürnte.
und wir landeten ca. 30 km westlich von Lissabon in Sintra, wohin uns vor allem die beiden Paläste "Palácio Nacional de Sintra" und "Palácio de Queluz" lockten. Ersterer liegt direkt im malerischen Sintra und ist vom Bahnhof aus zu Fuß zu erreichen. Er wurde Ende des 14. Jahrhunderts erbaut und ist von außen vor allem an den großen, Die Ruinen des Castelo dos Mouros (Burg der Mauren) erstrecken sich weit auf dem Bergkamm entlang und überblicken die Ebene von Sintra.
Die Ruinen des Castelo dos Mouros (Burg der Mauren) erstrecken sich weit auf dem Bergkamm entlang und überblicken die Ebene von Sintra.
konisch zulaufenden Schornsteinen der Küche zu erkennen. Bis ins 19. Jahrhundert hinein diente er mit seiner schönen Ausstattung und den herrlichen Deckenverzierungen als Sommerresidenz der Könige.

Da das Castelo dos Mouros auf dem Bergkamm deutlich oberhalb des Ortes lag, votierte Markus gegen den steilen Anstieg, Leuchtturm am Cabo da Roja, dem westlichsten Punkt des europäischen Festlands.
Leuchtturm am Cabo da Roja, dem westlichsten Punkt des europäischen Festlands.
und ich ließ mich gerne zu einem Rundreise-Busticket des Citysightseeing Sintra überreden, mit dem wir uns dann den Rest des Tages durch die Gegend kutschieren ließen. Der Bus hatte an vielen sehenswerten Stationen Haltestellen oder hielt auch einfach mal kurz an einem sinnvollen Platz mitten auf der Straße, um gute Bilder aus den offenen Seiten des Fahrzeugs heraus zu ermöglichen, ohne ihn verlassen zu müssen. Dazu gab es über Kopfhörer in zehn verschiedenen Sprachen gute Erklärungen zu dem, was man gerade rechts oder links sah. So ließen wir uns gemütlich durch die Gegend fahren und genossen den Sonnenuntergang am westlichsten Punkt des europäischen Festlands, dem Cabo da Roca.[9][9] Als absolut westlichster Punkt des europäischen Kontinents liegt dagegen auf der Azoreninsel Ilhéu do Monchique, da Grönland im Allgemeinen nicht zu Europa gezählt wird, obwohl es als autonomer Bestandteil zum Königreich Dänemark gehört.

11. April (Freitag)

Lisboa ist die größte Stadt Portugals und beherbergt zwischen 500.000 und 600.000 Einwohner. Weißer Pfau (Albino).
Bei ihm ist gutes Rad gar nicht teuer.
Vor 30 Jahren waren es noch ca. 50 % mehr. Diese Stadtflucht liegt an den relativ hohen Mieten in der Stadt und ist einer der Gründe dafür, dass viele Wohnungen und Häuser leerstehen und langsam verfallen. Sie wurde vermutlich ab ca. 1000 v. Chr. von den Phöniziern gegründet und gut 700 Jahre später von den Römern erobert, von denen sie 48 v. Chr. das Stadtrecht erhielt. Acht Jahrhunderte später marschierten die Mauren ein und sorgten dafür, dass Lissabon seinen ersten großen Aufschwung erlebte. Portrait eines Pfaus.
Ob er wohl neidisch auf seinen mutierten weißen Verwandten ist?
Erst im Jahre 1147 konnte die Stadt von den Christen zurück erobert werden. 300 Jahre später legte Heinrich der Seefahrer die Grundlagen für die sehr erfolgreiche Seefahrernation Portugal, bis dann im Jahre 1755 das große Erdbeben den sich anbahnenden Untergang der Stadt besiegelte.

Das Museu da Cidade (Museum der Stadt) hätte mit diesen Themen eine wirklich gute Chance gehabt, zu einem echten Highlight zu werden. Leider nutzte es diese Möglichkeit nicht, was sich schon in den fehlenden englischsprachigen Erklärungen manifestierte. Außerdem waren die kurzen Beschriftungen der dort gesammelten Funde rein deskriptiv, viele Informationen fanden wird nicht. Dafür entschädigten die Pfaue im Hof mit manch schönem Rad.

Neben dem Campo Pequeno[10][10] Zu deutsch: Kleines Feld., einer Stierkampfarena mit umgebender Einkaufspassage, fielen auch noch die Basílica da Estrela und der nebenan gelegene Park Jardim da Estrela mit ab. Dann besuchten wir endlich das Castelo do São Jorge, die Burg, Castelo de São Jorge.
Im Castelo de São Jorge fehlen eindeutig Rolltreppen.
die oberhalb der Alfama majestätisch über die Stadt wacht. Die Anfänge der Burg gehen wohl auf das siebte Jahrhundert vor Christus zurück, obwohl die meisten Reiseführer sich darüber konsequent ausschweigen und ihre Erzählung erst mit der Rückeroberung der Festungsanlage durch die Christen im Jahre 1147 beginnen – warum auch immer. In den Ausgrabungen lassen sich phönizische, römische und maurische Überreste nebeneinander identifizieren und von ihren Zinnen erhält man einen schönen Blick auf Lissabon und die große Bucht, die der Tejo hier bildet.

Abends landeten wir in einem kleinen kapverdischen[11][11] Damit ihr nicht alle den Atlas bemühen müsst: Die kapverdischen Inseln liegen genau wie die Kanaren vor der Küste Afrikas – allerdings noch ca. 1500 km weiter südlich. Sie gehören auch heute noch zu Portugal. Restaurant, das wir ohne die aggressive Werbung ihres Eigentümers vermutlich nicht betreten hätten. Die Mahlzeit wurde durch Live-Musik untermalt, wodurch Markus zumindest ansatzweise in den Genuss von Fado-Musik kam.[12][12] Na ja, eigentlich gar nicht, aber ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass es nicht meine Schuld war. Ich habe ihm mehrfach den Besuch eines entsprechenden Etablissements angeboten. So oder so war es ein netter Ausklang eines gelungenen Urlaubs.